[Rezension] "Die stummen Wächter von Lockwood Manor" - Jane Healey

Dienstag, 31. März 2020

Heute möchte ich einen Roman vorstellen, der zu einem Genre zählt, welches ich normalerweise eher selten zur Hand nehme...eine Historie. Dieser hier hat mich trotzdem sehr positiv überrascht.

1939. Hetty Cartwright muss eine Sammlung des Londoner Natural History Museum vor dem heraufziehenden Krieg in Sicherheit bringen – ins verfallene Herrenhaus Lockwood Manor. Doch das Haus wirkt auf Hetty wie verflucht: Ihre geliebten Exponate, der ausgestopfte Panther, die Kolibris und der Eisbär, verschwinden, werden zerstört und scheinen nachts umherzuwandern. Zusammen mit der Tochter des tyrannischen Hausherrn, Lucy Lockwood, versucht Hetty, die nächtlichen Geschehnisse zu ergründen, und bringt ein tragisches Geheimnis ans Licht. Eine fesselnde und betörende Geschichte über eine große Liebe und den Wahnsinn einer Familie, ihre lang vergrabenen Geheimnisse und versteckten Sehnsüchte. (Quelle: Hanser)

Erscheinungsjahr: 2020
Genre: Historischer Roman, Liebesroman
Sprache: Deutsch (übersetzt von Susanne Keller)
Verlag: hanserblau
Seiten: 384


Die Rezension zu diesem Roman fällt mir außerordentlich schwer, muss ich gestehen. Ich habe die Geschichte interessant gefunden und den hier und dort eingestreuten Input zur Arbeit eines Museumsangestellten und der Kunst des Tiere-Ausstopfens genossen, aber seit ich die letzte Seite gelesen habe, ist mein Kopf wie leergefegt. Das hängt nicht einmal mit dem Ausgang des Romans zusammen. Ich weiß einfach nicht, was ich davon halten soll.

Die Erzählung um Hetty und ihre ausgestopften Tiere ist eine außergewöhnliche Geschichte in typisch britischem Schreibstil, aber was mich am meisten fasziniert, ist das alte Herrenhaus - Lockwood Manor - in welchem die Handlung, bis auf wenige Ausnahmen, stattfindet. Dieses Haus ist alt, zugig und genau so geheimnisvoll, wie man sich ein solches Haus vorstellt. Mir hat sehr gefallen, wie sich Hetty für die sichere Unterbringung der ihr anvertrauten Tierpräparate einsetzte und dass sie dafür keine Konversation mit dem Herr des Anwesens scheute. Hettys gesamter Charakter war mir von Beginn an sehr sympathisch und ich habe mich gefühlt, als entspräche sie mir in vielen Dingen. Es war auch recht abwechslungsreich, hin und wieder etwas aus ihrer Kindheit zu erfahren, da sie, anders als im Durchschnittsroman, nicht das Mädchen ist, das aus ärmlichen Verhältnissen stammt. Irgendwann wurde mir ihr Verhalten allerdings etwas suspekt, als ihre Fixiertheit auf die Präparate immer ausgeprägter wurde.

Ich fand es ausgesprochen spannend, Hetty und Lucy dabei zuzuschauen, wie sie sich selbst fanden, nur haben mir die seitenlangen Kapitel in kursiver Schrift einiges an Konzentration abverlangt. Wo ich es bei Hetty in Ordnung fand, Schilderungen aus ihrer Kindheit zu lesen, wurde es mir bei Lucy (aufgrund der kursiven Schrift) leider sehr schnell zu viel, auch wenn ihre Erlebnisse nicht weniger schmerzhaft und traumatisierend für ein Kind waren. Ich habe es gemocht, wie sich das Zwischenmenschliche in der Geschichte entwickelt hat und dass dieser Entwicklung alle Zeit der Welt gegeben wurde. Anders als erwartet, fingen dann plötzlich zum Ende hin die Ereignisse an, sich zu überschlagen und schlossen in ein Finale, welches ich so nicht habe kommen sehen.

Im Allgemeinen ist "Die stummen Wächter von Lockwood Manor" eine sanfte Liebes- und Lebensgeschichte, die man auf Basis des Klappentextes nie erwarten würde, umrahmt von einer durchgehend düsteren und beklemmenden Atmosphäre. Ich habe mich mehr als einmal davor gegruselt, dass Hetty schon wieder nachts durch die Flure tappt und war gleichermaßen froh, selbst nicht reich zu sein und nicht in solch einem Anwesen wohnen zu müssen. Trotzdem hat es mir Freude bereitet, diesen Roman lesen zu dürfen, der Schreibstil war flüssig, die Wortgewandtheit brilliant und die Idee erfrischend anders.

Bewertung


Im Laufe des Abends konnte ich nun auch ein wenig über meinen Gemütszustand reflektieren und dazu möchte ich noch ein paar Worte sagen: Ich weiß, dass diese Rezension mehr schlecht als recht ist und ich unter normalen Umständen auch nicht mit mir selbst zufrieden wäre. Dafür entschuldige ich mich. Nur ist es so, dass mich ein Ereignis, konkret: ein Shitstorm auf eine meiner letzten Rezensionen, sehr aus der Bahn geworfen hat und sich diese Sache nun mit meiner (unter-)bewussten Anspannung und Hab-Acht-Haltung der letzten Wochen zu einer großen, grauen Wolke zusammengebraut hat. Ich weiß, dass meine Worte nicht nett waren (meine Güte, wir sind alle erwachsen und sollten mit Kritik umgehen können), aber ich wurde aufs Übelste persönlich beleidigt und mittlerweile habe ich das Gefühl, dass mich diese Beleidigungen genau dort getroffen haben, wo ich seit Jahren versuche, die Risse in meiner Fassade zu flicken.
Leider wirkt sich meine momentane Verfassung eben auch (oder vor allem) auf das Lesen und Rezensieren aus und ich bin so froh, überhaupt etwas zustande gebracht zu haben.
Ich bitte um euer Verständnis.

Liebe Grüße,
Isa


5 Kommentare

  1. Huhu Isa,

    das Buch klingt wirklich gut. Mir geht es ja auch so das mich eher selten Historische Bücher locken. Aber es gibt sie dann doch, die Perlen :D Oder eher Perlen für mich. "Die goldene Stadt" zum Beispiel ist so großartig. Oder auch "Sag den Wölfen ich bin zuhause." Tiefgehend, emotional :D So landen auch die Wächter auf meiner Leseliste :D

    Tintengrüße von der Ruby

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    1. Liebe Ruby,

      die beiden Titel, die du vorschlägst, kenne ich nur vom Namen her. Aber bei mir ist es tatsächlich so, dass ich genauso Titel- wie Coverkäufer bin und beide Bücher würden aus diesen Gründen in meinem Einkaufskorb landen :D Mal sehen. Ich habe mir eben mal die Klappentexte durchgelesen und der von "Die goldene Stadt" klingt wahnsinnig interessant! Ich bin seit klein auf durch meine Eltern sehr auf Abenteuergeschichten gepolt (sei es nun ein Indianerroman oder Jules Verne) und was ich da gerade gelesen habe, hat mich so sehr daran erinnert. Ich wusste gar nicht, dass Machu Picchu von einem Deutschen entdeckt wurde. Sehr spannend!
      Ich danke dir für diese beiden Tipps!

      Liebe Grüße,
      Isa

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  2. Hallo liebe Isa,
    ich habe damals gerne auch mal zu einem historischen Buch gegriffen. Momentan ist das nicht mehr so mein Genre. Ich muss aber sagen, dass deine Rezension meine Neugierde entfacht hat. Du scheinst so begeistert. Und diese Begeisterung ist auf mich direkt rübergesprungen. Den Kritikpunkt mit der kursiven Schrift kann ich nachvollziehen. Ich denke, dass auch mich das beim Lesen hätte irritieren können.

    Das mit dem Shitstorm ist nicht okay. Ich bin deiner Meinung. Kritik ist wichtig und man sollte auch sachgerecht diskutieren können.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

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    1. Liebe Tanja,

      so geht es mir auch. Ich habe irgendwann aufgehört, als ich festgestellt habe, dass leider viele schlecht recherchierten Romane auf dem Markt sind. Dieses Buch hier geht dem Problem clever aus dem Weg, indem der Handlungsort einfach sehr, sehr beschränkt ist und man von der Historie kaum etwas mitbekommt. :D

      Liebe Grüße,
      Isa

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  3. Die Geschichte aus dem Roman ist wirklich fesselnd und bietet spannende Wendungen. Ähnlich wie Hetty Cartwright in ihrer Aufgabe, das Naturkundemuseum zu schützen, kann es auch bei einer Doktorarbeit zu unerwarteten Herausforderungen kommen. In solchen Momenten ist es hilfreich, auf Unterstützung zurückzugreifen – doktorarbeit schreiben lassen kann dabei helfen, die schwierigen Teile deiner Arbeit zu meistern und sicherzustellen, dass du deine Dissertation erfolgreich abschließt.

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