Bundesweiter Vorlesetag am 17.11.2023: Warum (Vor-) Lesen alles besser macht.

Mittwoch, 15. November 2023

Es ist mal wieder so weit: Der Vorlesetag findet in ganz Deutschland statt. Letztes Jahr habe ich ihn, genauso wie den Welttag des Buches, in der Schule verbracht und was getan? Vorgelesen natürlich :-) Auch dieses Jahr organisiert die Schule, an der ich mittlerweile angestellt bin (yey!), Projekttage zum Thema "Bücher" und ich freue mich sehr, in diesen Tagen mit den Kindern alles rund ums Lesen und die Buchwelt zu entdecken. 

Der Bundesweite Vorlesetag ist eine Initiative von Die Zeit, Stiftung Lesen und der Stiftung der Deutschen Bahn und findet nun schon das 19. Mal statt. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals in meiner Schulzeit etwas vorgelesen bekommen habe. Zuhause - ja. Aber in der Schule? An die Buchgeschenke zum Welttag des Buches erinnere ich mich, aber daran, dass sich einmal eine Person, die nicht zu meiner Familie gehörte, hinsetzte und meiner Klasse eine Geschichte vorlas? Nein. Könnt ihr euch an Situationen aus eurer Schulzeit erinnern, in denen euch vorgelesen wurde? 

Auch wenn ich jetzt im Umkreis meines Wohnortes auf der Vorlesetag-Seite suche, finde ich keinen Ort, an dem in diesem Jahr vorgelesen wird. Das ist schade. Ich habe bereits einige Male über das Selbstlesen und die Lesesozialisierung von Kindern geschrieben und werde nicht müde, solange der Lesemonitor immer noch solche Ergebnisse zeigt:

36,5% der ein- bis achtjährigen Kindern wird selten oder nie in der Familie vorgelesen. (Vorlesemonitor 2023

Das ist zwar etwas weniger als noch 2022 (39%), aber immer noch unvorstellbar viel. Wenn ich mir drei Kinder aus der Klasse nehme, hat ein Kind noch nie genießen dürfen, wie es ist, die Augen zu schließen und von einer vertrauten Stimme eine Geschichte zu hören. Mir wird bei diesem Gedanken ganz flau im Magen. Natürlich gibt es mittlerweile Tonie-Boxen, Hörbücher und Hörspiele, die Kindern schnell zur Verfügung stehen, aber das alles ersetzt nicht den realen Akt des Vorlesens. Warum dieser so wichtig ist, hat die Stiftung Lesen gut zusammengefasst. Es könnte genügend Möglichkeiten geben, dass auch Kinder aus bildungsfernen Familien oder aus Familien, in denen sich niemand "traut", vorzulesen, in den Genuss kommen - wenn das Netzwerk zu Vorleseaktionen von uns allen gestärkt wird. Einen Anfang kann eine gemütliche Stunde in der örtlichen Bibliothek sein, oder der Besuch einer Kita (wie es in manchen Kitas schon "Lese-Omas und Opas" gibt). 

Im Vorlesemonitor wird außerdem deutlich, dass Ausleihmöglichkeiten in der Kita oder der Schule die Wahrscheinlichkeit für das Vorlesen in der Familie erhöhen (Vorlesemonitor 2023, S. 32ff.). Das heißt, sollte es in der Schule deiner Kinder so eine Möglichkeit noch nicht geben, kannst du dich dafür einsetzen. Eine Kooperation mit Bibliotheken durch z.B. das zur Verfügung stellen von monatlichen Bücherkisten für den Klassenraum ist eine tolle Idee. Auch Buchgeschenke wirken sich positiv auf das Vorleseverhalten in Familien aus. Aktionstage sowie das Vorlesen in der Schule sorgen dafür, dass Kinder ihre Eltern zum Vorlesen "anstiften", und wenn es nicht in der Schule stattfindet, dann aber bitte in der Kita, der Bibliothek, im Gemeindehaus oder im Hort. Es gibt so viele Möglichkeiten auch für Leser*innen ohne eigene Kinder! Und solltest du kein geeignetes Buch kennen oder es dir nicht leisten können, gibt es auf der Seite einfachvorlesen.de regelmäßig Vorlesetexte (mit Bildern!) für verschiedene Altersgruppen.

Nicht zuletzt lernen Kinder leichter Lesen, wenn ihnen vorgelesen wird und das wiederum kann Auswirkungen auf die hohe Zahl von 6,2 Millionen Menschen in Deutschland (LEO-Studie 2018) haben, denen das Lesen auch im Erwachsenenalter schwer fällt. 

Wir lesen nicht nur zum Vergnügen. Vor allem macht Lesekompetenz einen Menschen erst so richtig teilnahmefähig am Alltag und gesellschaftlichen Leben. Und das sollte Grund genug sein, selbst aktiv zu werden und die Institutionen und Entscheidungsträger wachzurütteln.


Quellen:

LEO-Studie (2018): https://leo.blogs.uni-hamburg.de/

Vorlesemonitor (2023): https://www.stiftunglesen.de/fileadmin/PDFs/PM/2023/Vorlesemonitor2023_final.pdf


2 Kommentare

  1. Hey,

    Ich lese meiner Tochter seit sie Baby ist jeden Abend vor. Sie wird jetzt 7 Jahre alt und ich kann mir nicht vorstellen dieses Ritual einzustampfen. Irgendwann liest sie mir vielleicht vor. Aber ich liebe es mit ihr zu kuscheln und tolle Bücher zu lesen.

    Liebste Grüße
    Sonja von Lovin Books

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    1. Hallo Sonja!
      Das ist schön. Ich freue mich, dass es für euch ein so festes und wichtiges Ritual ist und, ganz sicher, die Zeit wird kommen, da wird sie dir auch vorlesen wollen!

      Liebe Grüße,
      Isa

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