7. Dezember [Literarischer Adventskalender]

Montag, 7. Dezember 2020

 

Draußen auf der Straße war es tiefe Dämmerung; er fühlte die frische Winterluft auf seiner heißen Stirn. Hie und da fiel der helle Schein eines brennenden Tannebaums aus den Fenstern, dann und wann hörte man von drinnen das Geräusch von kleinen Pfeifen und Blechtrompeten und dazwischen jubelnde Kinderstimmen. Scharen von Bettelkindern gingen von Haus zu Haus oder stiegen auf die Treppengeländer und suchten durch die Fenster einen Blick in die versagte Herrlichkeit zu gewinnen. Mitunter wurde auch eine Tür plötzlich aufgerissen und die scheltende Stimmen trieben einen ganzen Schwarm solcher kleinen Gäste aus dem hellen Hause auf die dunkle Gasse hinaus; anderswo wurde auf dem Hausflur ein altes Weihnachtslied gesungen; es waren klare Mädchenstimmen darunter. Reinhardt hörte sie nicht, er ging rasch an allem vorüber, aus einer Straße in die andere. Als er an seine Wohnung gekommen, war es fast völlig dunkel geworden; er stolperte die Treppe hinauf und trat in seine Stube. Ein süßer Duft schlug ihm entgegen; das heimelte ihn an, das roch wie zu Haus der Mutter Weihnachtsstube. Mit zitternder Hand zündete er sein Licht an; da lag ein mächtiges Paket auf dem Tisch, und als er es öffnete, fielen die wohl bekannten braunen Festkuchen heraus; auf einigen waren die Anfangsbuchstaben seines Namens in Zucker ausgestreut; das konnte niemand anders als Elisabeth getan haben. Dann kam ein Päckchen mit feiner gestickter Wäsche zum Vorschein, Tücher und Manschetten, zuletzt Briefe von der Mutter und von Elisabeth. Reinhardt öffnete zuerst den Letzteren; Elisabeth schrieb:

6. Dezember VERLOSUNG [Literarischer Adventskalender]

Sonntag, 6. Dezember 2020


Es wird Weihnachten! Mein ganzes Haus riecht schon 
nach braunem Kuchen – versteht sich nach Mutters Rezept –, und ich sitze sozusagen 
schon seit Wochen im Scheine des Tannenbaums. 
Ja, wie ich den Nagel meines Daumens besehe, so ist auch der schon halbwegvergoldet.
- Theodor Storm -


Ihr Lieben,
ich wünsche euch einen schönen 2. Adventssonntag und einen fleißigen Nikolaus! Hier bei mir hat der gute Herr auch vorbeigeschaut und mir eine Kleinigkeit für einen von euch dagelassen ;) Er hat leider vergessen, für wen diese Gabe war, deshalb musste ich ihm versprechen, es für ihn herauszufinden... Spaß beiseite, ich schreibe diese Zeilen gerade vor und es ist gleich Mitternacht, ich habe bis eben gearbeitet (hoch lebe das Home-Office und nahende Deadlines) und bin hundemüde, also verzeiht mir, wenn ich etwas überdreht wirke. 

Eine kleine Nikolausgabe habe ich aber trotzdem: ich verlose ein personalisiertes Aquarell-Lesezeichen Marke Eigenkreation, laminiert, damit die Tränen beim Lesen abperlen können ;) 
Das Motiv ist noch eine Überraschung, aber ein paar Beispiele folgen:

5. Dezember [Literarischer Adventskalender]

Samstag, 5. Dezember 2020

Alles still! Es tanzt den Reigen
Mondenstrahl in Wald und Flur,
Und darüber thront das Schweigen
Und der Winterhimmel nur.

Alles still! Vergeblich lauschet
Man der Krähe heisrem Schrei.
Keiner Fichte Wipfel rauschet,
Und kein Bächlein summt vorbei.

Alles still! Die Dorfeshütten
Sind wie Gräber anzusehn,
Die, von Schnee bedeckt, inmitten
Eines weiten Friedhofs stehn.

Alles still! Nichts hör ich klopfen
Als mein Herze durch die Nacht -
Heiße Tränen niedertropfen
Auf die kalte Winterpracht.

4. Dezember [Literarischer Adventskalender]

Freitag, 4. Dezember 2020

Ich wende mich an dich selbst, sehr geneigter Leser oder Zuhörer Fritz - Theodor - Ernst - oder wie du sonst heißen magst, und bitte dich, dass du dir deinen letzten, mit schönen bunten Gaben reich geschmückten Weihnachtstisch recht lebhaft vor Augen bringen mögest, dann wirst du es dir wohl auch denken können, wie die Kinder mit glänzenden Augen ganz verstummt stehen blieben, wie erst nach einer Weile Marie mit einem tiefen Seufzer rief: "Ach, wie schön - ach, wie schön", und Fritz einige Luftsprünge versuchte, die ihm überaus wohl gerieten. Aber die Kinder mussten auch das ganze Jahr über besonders artig und fromm gewesen sein, denn nie war ihnen so viel Schönes, Herrliches einbeschert worden als dieses Mal. Der große Tannenbaum in der Mitte trug viele goldne und silberne Äpfel, und wie Knospen und Blüten keimten Zuckermandeln und bunte Bonbons und was es sonst noch für schönes Naschwerk gibt aus allen Ästen. Als das Schönste an dem Wunderbaum musste wohl aber gerühmt werden, dass in seinen dunklen Zweigen hundert kleine Lichter wie Sternlein funkelten und er selbst in sich hinein- und herausleuchtend die Kinder freundlich einlud, seine Blüten und Früchte zu pflücken.

Aus: E. T. A. Hoffmann (1816). Nussknacker und Mausekönig. Husum/Nordsee: Hamburger Lesehefte Verlag. (überarbeitet nach neuen amtlichen Richtlinien der Rechtschreibung, 2001)

Sagt mal, wie findet ihr eigentlich solche Illustrationen? Ich habe heute mal mein altes Grafiktablet wieder herausgekramt und ein bisschen herumprobiert - mir persönlich gefällt sowas ja sehr gut, weil ich damit vielfältigere Möglichkeiten der Gestaltung habe als mit Fotos (meine eigenen reichen motivmäßig manchmal nicht aus und lizenzfreie Bilder nutze ich nur ganz, ganz selten), aber es ist eben auch jede Menge Mehraufwand. Lohnt sich das für euch als meine Leser? Äußert euch dazu gern in den Kommentaren <3

3. Dezember [Literarischer Adventskalender]

Donnerstag, 3. Dezember 2020

2. Dezember [Literarischer Adventskalender]

Mittwoch, 2. Dezember 2020

Es ist noch Zeit für einen Brief an den Weihnachtsmann! Also nehmt euch einen Stift oder drückt ihn euren Kindern in die Hand und auf gehts :-) Bis zum dritten Advent können noch Briefe verschickt werden. Ich habe damals mit meiner Hort-Gruppe einen Ausflug in die Stube des Weihnachtsmannes nach Himmelpfort gemacht, mit dem ihm und seinen Engelchen Kakao getrunken und kurz vor Weihnachten einen Antwortbrief auf meinen Wunschzettel erhalten. Daran erinnere ich mich jetzt noch gerne.

Weil ich diese Tradition einfach schön finde, möchte ich hier die Geschichte der Weihnachtspostfiliale in Himmelpfort (Warum gerade die? Na weil Brandenburg meine Heimat ist ;) ) teilen:

Die Geschichte des Weihnachtsmannes in Himmelpfort reicht bis ins Jahr 1984 zurück. Damals schrieben zwei Kinder aus Berlin und Sachsen an den Weihnachtsmann nach Himmelpfort. Eine Postmitarbeiterin wollte die Briefe nicht mit dem Vermerk "Empfänger unbekannt" zurückschicken. Deshalb beantwortete sie die Briefe selbst. Die beiden Kinder haben ihren Freunden offensichtlich von der Antwort erzählt. Denn in der folgenden Saison kamen bereits 75 Briefe für den Weihnachtsmann an.

Ab 1990 trafen mehr und mehr Weihnachtsbriefe in Himmelpfort ein, in der Adventszeit bis zu 2000 Briefe am Tag. Die Deutsche Post engagierte daher im Jahr 1995 erstmals zusätzliche Helferinnen, die den Weihnachtsmann beim Beantworten der Briefe unterstützen.

Quelle: Deutsche Post 

Übrigens liest sich die Geschichte der anderen Weihnachtspostämter ähnlich: Es startete immer mit einem oder einer Postmitarbeiter*in, die es nicht übers Herz brachte, einen Brief an den Weihnachtsmann oder das Christkind unbeantwortet zu lassen...daraus wird in meinen Augen deutlich, manche Traditionen entstehen nur durch eine selbstlose Tat, also...seien wir einfach alle öfter selbstlos <3

1. Dezember [Literarischer Adventskalender]

Dienstag, 1. Dezember 2020

 Die hohen Tannen atmen


Die hohen Tannen atmen heiser
im Winterschnee, und bauschiger
schmiegt sich sein Glanz um alle Reiser.
Die weißen Wege werden leiser,
die trauten Stuben lauschiger.

Da singt die Uhr, die Kinder zittern:
Im grünen Ofen kracht ein Scheit
und stürzt in lichten Lohgewittern, –
und draußen wächst im Flockenflittern
der weiße Tag zur Ewigkeit.

- Rainer Maria Rilke