Sommer 1920 im nordenglischen Oxgodby: Als auf dem Bahnhof ein Londoner aus dem Zug steigt, weiß gleich das ganze Dorf Bescheid: Er ist der Restaurator, der das mittelalterliche Wandgemälde
in der örtlichen Kirche freilegen soll. Doch was steckt hinter der
Fassade des stotternden und unter chronischen Gesichtszuckungen
leidenden Mannes? Tom Birkin hat im Ersten Weltkrieg gekämpft, als
traumatisierter Veteran wurde er von seiner Frau verlassen. Er hofft, in
der Ruhe und Einfachheit Yorkshires zu gesunden. Und tatsächlich: Je
näher er dem Meisterwerk hinter der Kirchendecke kommt, desto näher
kommt er auch sich selbst. Und seinen Mitmenschen. Langsam gelingt es
ihm, sich der Welt um sich herum zu öffnen, vielleicht sogar der Liebe.
Der Monat auf dem Land ist ein Monat der Heilung. Was Birkin hier
erlebt, wird er sein Leben lang mit sich tragen… (Klappentext)
Erscheinungsjahr: 1980 (Erstveröffentlichung), 2016 im Dumont-Verlag
Genre: Fiktion
Sprache: Deutsch (übersetzt)
Verlag: Dumont
Seiten: 158
J.L
Carr war ein britischer Schriftsteller aus Yorkshire, der nach seinem
Kriegsdienst während des zweiten Weltkrieges zunächst als Lehrer
arbeitete, sich jedoch später dazu entschloss, sich vollständig dem
Schreiben zu widmen. Er gründete einen eigenen Verlag und verfasste
neben "A Month in the Country" einige weitere Romane, jedoch blieb das
genannte Buch am erfolgreichsten und wurde 1987 verfilmt.
Die
Geschichte erzählt von dem Restaurator Tom Birkin, der als stiller
verschlossener Kerl nach seinem Einsatz im Krieg für einen Auftrag 1920
in das verschlafene Oxgodby reist.
Die Bewohner des Dorfes schließen
ihn jedoch sofort in ihre Herzen und so ist Tom von einem Tag auf den
Anderen Kricket-Schiedsrichter, Aushilfslehrer in der Sonntagsschule und
Prediger. Zusätzlich zu seiner Aufgabe, ein Kirchengemälde freizulegen.
Er
findet neue Freundschaften und lernt, jeden Tag aufs Neue zu lieben,
wenn die Sonne über dem Tal aufgeht und die Hitze jeden Atemzug zu einem
Kraftakt macht.
Eine Person, Moon, spielt eine besondere Rolle in
dieser Zeit, denn wie Birkin ist auch er Kriegsveteran, der auf Grund
eines Auftrags über die Sommermonate in Oxgodby verweilt und fortan
Birkins Vertrauter und Freund ist.
Die Art, wie Carr die Natur und
das Dorf beschreibt, zeugt von seiner eigenen Verbundenheit zur Heimat
Yorkshire - die bildlich in jedem Satz zum Ausdruck kommt. Ich musste
beim Lesen ständig innehalten, um die Atmosphäre der Szenen richtig
genießen zu können. Auch jetzt klingt die Stimmung noch in mir nach, was
in der trüben Zeit gerade echt angenehm ist.
Der Roman ist aus
Birkins Perspektive geschrieben, der sich nach Jahren an diesen Sommer
erinnert, so spricht er den Leser oft direkt mit "Sie" an und behält
teilweise die chronologische Reihenfolge nicht genau bei, als würde er
die Erinnerungen mit einem ihm gegenwärtigen Publikum teilen und hier
und dort, wie es üblich ist, vorausgegangene Erzählungen mit weiteren
Informationen ergänzen, die ihm im Nachhinein noch einfielen.
Oft
hat mir der Stil und die Wortwahl bei Klassikern (Ja, der Roman ist ein
moderner Klassiker) nicht zugesagt, da mir die Sätze zu kompliziert
konstruiert waren oder ich mich mit dem Thema nicht identifizieren
konnte.
"Ein Monat auf dem Land" hat mich jedoch - mit der deutschen
Übersetzung - in diesen Punkten tatsächlich sehr angesprochen. Ich habe
das Buch in Erwartung an einige ruhige Stunden, in denen ich mir den
Sommer etwas näher holen kann, gekauft und wurde nicht enttäuscht. Die
Sätze lesen sich flüssig, die Geschichte plätschert so dahin, ohne den
Leser zu langweilen.
Ein Roman dieses Genres kann nicht die Spannung eines Action-Thrillers bieten, das hat er auch gar nicht nötig.
Vielmehr
sind es die Wortmalereien, die den Charakter des Buches ausmachen, die
die wunderschönen ländlichen Szenen in meinem Kopf entstehen lassen.
Es
ist eine Hommage an den Sommer und die blühende Natur, die sowohl der
Protagonist Tom Birkin und auch Autor J.L. Carr zu schätzen wissen und
ihrerseits dem Lesenden mit dieser Erzählung humorvoll nahe bringen.
Bewertung
xx Isa
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