Die Geschichte einer unglücklichen jungen Frau, die sterben will und erst angesichts des Todes entdeckt, wie schön das Leben sein kann, wenn man darum kämpft und etwas riskiert. Ein wunderbares Buch über die Prise ›Verrücktheit‹, die es braucht, um den eigenen Lebenstraum Wirklichkeit werden zu lassen, und eine große Liebeserklärung an das Glück in jedem von uns. (Quelle: Diogenes Verlag)
Erscheinungsjahr: 2017 (diese Ausgabe), 1998
Genre: Roman, Psychologie-Fiktion
Originalsprache: Brasilianisch (Portugiesisch)
Sprache: Deutsch, übersetzt von Maralde Meyer-Minnemann
Verlag: Diogenes deluxe
Seiten: 288
Verlag: Diogenes deluxe
Seiten: 288
Die Geschichte um Veronika, eine 24-jährige junge Frau aus
Slowenien, ist eine, die man weder leicht „weglesen“, noch leicht verdauen
kann. Und doch ist das Thema dieses Romans so wichtig, dass ich mich frage,
wieso nicht dieses Buch nicht Pflichtlektüre in der Oberstufe ist.
Denn auch
wenn das Setting (eine Psychiatrie) und der Grund, wieso Veronika dort
eingeliefert wird (ein Suizidversuch), zusammen mit den persönlichen
Hintergründen der anderen Patienten ganz schön an die Substanz geht, so ist die
Botschaft eine einfache: Verliere nicht den Lebensmut, wenn du an dir und
deiner Umgebung verzweifelst, denn du hast noch lange nicht all deine Facetten
entdeckt. Das Leben kann schön sein, wenn du dich selbst kennenlernst.
Paulo Coelho verarbeitet in diesem Buch seine eigenen
Erfahrungen unfreiwilliger Einweisungen in eine Psychiatrie, bei denen er unter
anderem mit psychiatrischen Methoden wie die Elektrokrampftherapie (EKT) behandelt
wurde, die er, neben anderen autobiografischen Elementen, auch in dem Roman
thematisiert.
Es wird deutlich, dass die philosophischen und spirituellen
Gedanken, die Coelho den Protagonisten schenkt, nicht nur Mittel zum Zweck der
Konstruktion der Figuren sind, sondern Vorstellungen, die er selbst verfolgt.
Es sind Gedanken, die mich als Leser an manchen Stellen des Buches verblüfft
innehalten ließen oder bei denen mir ein metaphorischer Spiegel vorgehalten
wurde, der mich unweigerlich dazu brachte, meine eigene Position im Leben zu überdenken.
Auch wird die Frage gestellt, was Verrücktheit überhaupt ist.
Und mit einer Reihe von Vorzügen des Verrücktseins beantwortet. Und in der
Ansicht, dass wir alle in irgendeiner Weise verrückt seien, trifft Coelho später
so manch eine Aussage, die in ihrem Grad der Gesellschaftskritik kaum zu überbieten
ist; dabei stellt er sich jedoch nie als Heilsbringer über die Gesellschaft,
die er kritisiert.
Er erschafft Figuren, die angesichts des langsam
eintretenden Todes Veronikas selbst zu genesen beginnen, die ihren Lebenswillen
und den Wunsch, etwas zu verändern, in sich wiederentdecken:
„Und wenn das nun mir passieren würde? Ich kann leben, aber nutze ich diese Chance überhaupt?“ (S. 155)
Der Autor portraitiert mit einer Prise Humor die Patienten
Villetes dabei als ganz normale Menschen, die an irgendeinem Punkt ihres Lebens
nicht mehr von ihrem Umfeld verstanden wurden. Die von der Gesellschaft
abgeschrieben wurden - aufgrund eines kleinen Defekts (z.B. Angstattacken) oder
dem Begehren, die eigene Bestimmung zu finden.
Veronika erkennt in der ihr verbleibenden Zeit, dass sie selbst
nur einen Teil von sich kannte, einen, den sie verabscheute und wegen dem sie sich
das Leben nehmen wollte. Doch dass es auch noch andere „Veronikas“ in ihr gibt,
lernt sie erst in der Klinik. Und im Wettlauf gegen die Zeit beginnt sie, diese
Teile ihrer Person zu erkunden.
Ich muss sagen, dass es mich zu Beginn der Erzählung sehr
irritierte, dass Paulo Coelho in einem Kapitel von sich selbst in der dritten
Person schreibt. Dass er sich überhaupt in die Geschichte mit einband, fand ich
kurios, denn durch die Erwähnung der Klinik Villete und des dortigen Chefarztes
in Verbindung mit Coelho bin ich mir nicht so sicher, wie viel Wahrheit nun wirklich
in dem Buch steckt…
In jedem Fall übermittelt der Roman mit seinen (meist)
sympathischen und vom Leben gezeichneten Figuren eine starke Botschaft und
erzählt überdies ganz nebenbei auch die slowenische Geschichte, was, wenn man das
Thema von Veronikas Abschiedsbrief betrachtet (ein Leserbrief zu einem Artikel
der Zeitschrift Homme, in dem behauptet wird, niemand wisse, wo Slowenien
liegt), einen interessanten roten Faden darstellt.
Ich freue mich, endlich einmal ein Buch des Autors gelesen
zu haben und bin nun zuversichtlich, dass ich auch andere seiner Werke lesen
werde. Diese Rezension beende ich mit einer ausdrücklichen Leseempfehlung.
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