Rezension | "Als die Welt stehen blieb" - Maja Lunde

Montag, 22. Februar 2021

SPIEGEL-Bestsellerautorin Maja Lunde führt uns zurück in jene Märztage, als die ganze Welt stehen blieb. Tage, die uns erschüttert haben und noch immer erschüttern. Die tiefe Risse hinterlassen haben in dem Glauben an unsere Unverletzbarkeit. Maja Lunde zeigt uns, was im Leben wirklich wichtig ist: die kleinen Dinge im menschlichen Miteinander.
Sie sind eine fünfköpfige Familie. Die Erwachsenen haben sich gerade gestritten, als die Nachricht vom Lockdown eintrifft: Von nun an werden sie zu Hause sein. Alle zusammen. Jeden Tag. Die Autorin Maja Lunde ist daran gewöhnt. Sie ist das Home Office gewöhnt. Aber nicht das Home Schooling. Sie hat große dystopische Romane geschrieben, aber sie hat nie in einer Dystopie gelebt. Doch jetzt ist die Pandemie da und die Familie muss eine neue Lebensweise finden. Wie geht so etwas?
(Quelle: Thalia)

Erscheinungsjahr: 2020
Format: Hardcover
Seiten: 224
Genre: Tagebuch
Verlag: btb

Ich gebe zu, bisher habe ich noch keinen ihrer "Klima-Romane" gelesen, meine Schwester schwärmt jedoch von Maja Lunde und seit ich mit "Als die Welt stehen blieb" fertig bin, möchte ich die bisher erschienenen Romane unbedingt noch lesen, bevor ihr vierter und letzter Teil des Klimaquartetts erscheint.

Anfangs dachte ich, ich möchte eigentlich nicht diese Zeit noch einmal durchleben, bin froh, dass wir den ersten Schock schon überwunden haben, froh darüber, dass wir gelernt haben, mit der Angst zu leben, einen neuen Alltag zu finden. Aber mit dem Lesen verflog diese Sorge. Maja Lunde schreibt in diesem Buch von ihrem ganz privaten Familienalltag, wie das alles zu schaffen war (und ist), mit drei Kindern im Homeschooling und zwei Erwachsenen im Home-Office. 

Ich finde mich in vielen Einträgen wieder, teile die Gedanken, die Sorgen, die Ängste. Und fühle mich dadurch nicht mehr so allein. Auch wenn es ein ganz anderes Land ist, gibt es viele Parallelen. Das zeigt auch: Eigentlich sitzen wir auf der ganzen Welt gerade im gleichen Boot. Selbst wenn das objektiv schon lange klar ist, braucht es doch öfter mal eine Rückversicherung, eine ganz persönliche, ob es denn auch nur einen anderen Menschen gibt, der ähnlich empfindet.

Allerdings: Dies ist der Optimalfall. Homeschooling klappt, Home-Office klappt, keine Existenzen sind in Gefahr. So geht es nicht jedem. Ich habe mich mit Maja Lundes Gedanken identifizieren können, weil auch ich finanziell (bisher) nicht leide, weil das mit dem online lernen für die Uni funktioniert und ich gerade zur richtigen Zeit in einem "geregelten" Teil meines Lebens angekommen bin (ohne Umbrüche, keine neuen Lebensabschnitte usw.). 
Ich denke, das Tagebuch eines Musikers oder Einzelhändlers sähe in diesen Monaten ganz anders aus und würde definitiv nicht den Eindruck vermitteln: "Irgendwie läuft doch alles in geregelten Bahnen". Nun kann niemand Maja Lunde zur Last legen, ihr eigenes Tagebuch geschrieben zu haben und nicht das eines anderen, schwerer betroffenen Menschen, aber dass ihre Sicht eine recht privilegierte ist, sollte man im Hinterkopf behalten.

2 Kommentare

  1. Huhu,

    ich habe die Bienen und das Wasser von ihr gelesen, aber um ihr Corona-Buch mache ich einen Bogen. Mir geht es da wie dir, mit deinen anfänglichen gedanken, das man diese Zeit eigentlich nicht nochmal erleben will. Vermutlich werde ich mich, trotz ihres talentes zum schreiben, wohl nicht aufraffen können dieses kleine Büchlein in die Hand zu nehmen.

    Tintengrüße von der Ruby

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    1. Liebe Ruby,
      das ist total verständlich. Eigentlich wollen wir das ja alle hinter uns haben. Ich hoffe auch, dass bald ein neues Buch von Maja Lunde erscheint, dass ein anderes Thema behandelt, darüber würde ich mich freuen :) Epidemie-Geschichten sind nicht mehr fiktiv genug.

      Liebe Grüße,
      Isa

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